Adresse:Schweinsbühler Str. 9, 34497 Korbach-Rhena
Geodaten:N51° 17.358′ E8° 47.461′ – 451 m über NN
geöffnet:täglich
barrierefreier Zugangim Prinzip ja
Infos:Küsterin: Edelgard Wege, Tel.: 05631/63573
Pfr. Kai Uwe Schröter (Kontaktdaten in Rubrik: „über uns“)

KLEINER FÜHRER DURCH DIE PPFARRKIRCHE ST. THOMAS ZU RHENA

Sie haben eines der ältesten Gotteshäuser des Waldecker Landes betreten. Die dem Apostel THOMAS geweihte Kirche wurde im spätromanischen Stil 1120 durch das 1814 ausgestorbene Adelsgeschlecht der Herren von Rhena errichtet. Als führende Persönlichkeiten im Deutschen Orden aber Vertreter dieses Geschlechtes eine bedeutende Rolle in der Geschichte Hessens gespielt. Reste der Wasserburg der Rhenaer Herren sind noch heute an einem alten Bauernhof im Dorf zu sehen. Der letzte Adelssitz der Herren von Rhena wir die Villa im Park neben der Kirche, die sich heute in Privatbesitz befindet.

Schon vor 1120 soll Rhena eine Thomaskapelle gehabt haben, deren Lage sich nicht mehr feststellen lässt. Im Jahr 1231 wir die heutige Kirche erstmalig urkundlich erwähnt. Seit 1240 ist Rhena Pfarrei.Mit der Einführung der Reformation in Waldeck wird die St. Thomas-Kirche im Jahr 1540 evangelische Pfarrkirche

Die Vorhalle unter dem Turm, durch die man die Kirche betritt, ist noch in ihrer ursprünglichen mittelalterlichen Form erhalten. Auf der Stirnwand der Halle wurde 1951 eine Gedenkstätte für die Opfer beider Kriege errichtet. Das Kruzifix zwischen den beiden Holztafeln stammt aus dem 14. Jhdt. An Stelle einer Dornenkrone trägt der gekreuzigte Herr einen Hanfstrick um das Haupt.

Gegenüber dem Turmeingang befindet sich das Grabepitaph der Maria Adriane von Rhena, geb. Verkyl (1749-1793). Johann Heinrich von Rhena, der letzte Spross des Geschlechtes, hat seiner Gattin diese Platte gewidmet. Sein Grab befindet sich unter der großen Tanne vor dem Kirchturm unserer Kirche.

Durch einen kleinen romanischen Triumphbogen betritt der Besucher das Hautschiff der Kirche. Wie die gesamte Kirche, so erhielt auch das Schiff seine jetzige Gestalt bei der großen Renovierung im Jahr 1951. Aus der Zeit stammt auch die Orgel und die Orgelempore an der Westwand des Schiffes. Ursprünglich war das ganze Kirchenschiff gewölbt. Man kann die Reste der Gewölbebogen noch über den Fenstern entdecken.

Die Kirche hat im 30jährigen Krieg schwer gelitten. 1632 drangen Söldner in die Kirche ein, zerschlugen die Fenster und raubten die silbernen Altargeräte. Die St. Thomas-Kirche konnte nur so notdürftig repariert werden, dass 1732 die Gewölbe abgerissen und durch eine Flachdecke ersetzt werden mussten.

Besonders bemerkenswert ist das aus der Nachbargemeinde Adorf stammende Abendmahlsbild aus dem Anfang des 19. Jhdt. und gegenüber die Darstellung der Flucht nach Ägypten aus dem 20. Jhdt.

Ein besonderes Kleinod der Pfarrkirche bildet der 800jährige romanische Taufstein auf den Stufen zum Chor. Die Außenseiten des halbkugelförmigen Taufbeckens zeigen in schöner Ritzornamentik eine stilisierte Akantusranke und einen Fries geometrisch geformter Rosetten. Die Messingschale ist eine moderne Arbeit. Die Kanzel ist ebenfalls modern. Den Blickfang im Chor und Mittelpunkt der Pfarrkirche bildet der Altar mit seinem Kruzifix aus dem 14. Jahrhundert.

Das kleine Licht auf dem Altar soll uns an den erinnern, der von sich gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt“ und uns dazu helfen, an diesem Ort der Nähe Gottes Stille und Einkehr zu halten. Sehenswert sind die gusseisernen Grabplatten der Familie von Rhe im Chor. Die Platte vorn hinter dem Taufstein ließ Arno von Rhe für seine 1572 verstorbene Ehefau Elisabeth von Rhe, geb. Spiegel, errichten.

Wie alle anderen Platten auch, zeigt sie das Wappen der Herren von Rehe, das zugleich das Dorfwappen von Rhena ist, nämlich den Hahnenkopf. Die Grabplatte daneben soll an Catharina von rhe erinnern, die 1568 verstorben ist. Die untere Hälfte zeigt eine großartige Darstellung des Jüngsten Gerichts: Christus thront auf dem Regenbogen, dem Zeichen des Alten Bundes, und hält, umgeben von Posaunenengeln und den heiligen zwölf Aposteln, Gericht. Zu seinen Füßen befinden sich die Erlösten, darunter die Verdammten, die von Teufelsgestalten in die ewige Pein getrieben werden.

Zwischen beiden Grabplatten befindet sich das mittelalterliche Sakramentshäuschen. Es enthält einen Kelch aus dem 17. Jahrhundert. Die Inschrift auf der Grabplatte an der gegenüberliegenden Wand besagt, dass Arnold von Rehe 1572 dieses Epitaph bereits zu seinen Lebzeiten hat setzen lassen. Unter dem Wappen der Herren von Rehne zeigt die Platte den Gekreuzigten. Zwei Engel halten ein Spruchband mit einem Spruch aus dem Evangelium des Johannes: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, ob er gleich stürbe.“ Zu Füen der Kreuzes kniet links der Stifter des Epitaphs und rechts knien vermutlich seine beiden Ehefrauen Catharina (†1658) und Elisabeth (†1572).

Das Chorgewölbe zeit im Zenith den Waldecker Stern.

Die Buntglasfenster des Chores sind moderne Arbeiten von Hilde Ferber aus den fünfziger Jahren.

Das Fenster an der Stirnseite hinter dem Altar stellt den Auferstandenen dar, darunter die Geschichte des an der Auferstehung zweifelnden Jüngers Thomas, der mit seinen Händen die Wundmale des Herrn berührt (Joh. 20). Nach ihm trägt die Kirche ihren Namen. Das linke Fenster erzählt die Geschichte der beiden Jünger, die auf dem Weg in das Dorf Emmaus dem Auferstandenen begegnen und ihn erst erkennen, als er ihnen in der Herberge das Brot bricht (Luk. 24).

Der Besucher, der die St. Thomas-Kirche verlässt, sollte nicht versäumen, im Vorbeigehen draußen einen Blick auf das alte Hauptportal zu werfen. Der Torbogen zeigt in romanischer Plastik Christus, der auf dem Regenbogen thront als dem Zeichen des Alten Bundes, der nun in Ihm seine Erfüllung gefunden hat.

Die Rechte hat er segnend erhoben, die Linke ruht auf dem aufgeschlagenen Buch, dem Evangelienbuch. Er ist umgeben von den Symbolen der vier Evangelisten: links der Löwe = Markus und Engel = Matthäus, rechts der Stier = Lukas und Adler = Johannes.

Unsere Pfarrgemeinde lädt Sie freundlich ein, am gottesdienstlichen Leben teilzunehmen. Hinweise auf die Gottesdienszeiten finden Sie im jeweiligen Gemeindebrief und ihm Aushangkasten neben dem Aufgang zur Kirche.

Wir wünschen, dass Ihnen der Aufenthalt in der altehrwürdigen St. Thomas-Kirche zu Rhena neben dem vielen Anschauenswerten auch ein wenig Ruhe und Besinnung geschenkt hat.

Verf. unbekannt, Bearbeitung durch Otto Rauch (†) 2012

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