Manchmal sollte ich genau hinschauen, um etwas zu sehen. Die Bilder zu den diesjährigen Lesungen der Passionszeit zeigen: Kreuze begegnen uns in unserem Leben auf Schritt und Tritt. Sie zeigen aber auch: oft nehmen wir sie nicht wahr. Wer nur flüchtig hinsieht, dem entgeht vieles: die Wege, die sich von Rabatten begrenzt begegnen, das Fensterkreuz, das Kreuz im Pflaster, die Gerüststangen, die ein Kreuz bilden.

Kreuze sind nicht unbedingt ein religiöses Symbol – aber sie können dazu werden: Wege, die sich kreuzen: Begegnungen, Entscheidungen. Fenster: der Blick hinein oder auch hinaus – in diesen Zeiten oft sehnsuchtsvoll hinaus. Pflaster: ein Mosaik, das Muster entstehen lässt – auch ein Bild für das Leben. Und die Gerüststangen: es braucht etwas, das Halt gibt, das vor dem Absturz schützt.

Manchmal sollte ich genau hinschauen. Das gilt gerade für diese Tage der Karwoche. Was kann ich für mich erkennen?

Im Lukasevangelium wird uns berichtet, dass Jesus gefangen genommen und verhört wurde. Sein Jünger Petrus ist ihm unauffällig gefolgt. Und doch: jemand hat genau hingesehen: eine Magd hat ihn erkannt und jemand anderes ebenfalls. Doch Petrus leugnet es. Doch während er Jesus verrät, kräht ein Hahn – so wie Jesus es ihm vorausgesagt hat. „Und Jesus drehte sich um und blickte Petrus an“ (Lukas 22,61). Wie hat Jesus ihn angesehen? Was haben seine Augen gesagt?

Durch diesen Blick verstand Petrus, was er getan hatte. Und durch diesen Blick wurde er vom wankelmütigem Jünger zu einem der bedeutendsten Zeugen Jesu.

Manchmal sollte ich genau hinschauen. Dann erkenne ich – in vielem – Hinweise für Gottes Wirken in der Welt. Dann erkenne ich aber auch, dass ich – wie Petrus angesehen bin von Gott. Und als so Angesehener kann ich für die Botschaft eintreten, dass an Karfreitag die todbringenden Mächte dieser Welt ihre wahres Gesicht gezeigt haben und dass Gott mit Jesu Auferstehung an Ostern diese Mächte für uns überwunden hat. Doch um Gottes neue Welt in unserem Leben zu erkennen, sollte ich genau hinschauen.

(Kai Uwe Schröter)

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