Wann ist Weihnachten vorbei?
Zwischen den Jahren? Oder am 6. Januar, dem Epiphaniastag, an dem der Erzählung nach die Magier oder Könige zu Jesus kamen und ihn anbeteten?
In vielen katholischen Gegenden bleiben Weihnachtsbäume und Krippen bis zum 2. Februar stehen, dem Fest der „Darstellung des Herrn“, auch bekannt als Mariä Lichmess.
Verschiedene Traditionen geben da unterschiedliche Antworten. Und Traditionen können eine Anregung und Hilfe für das eigenen Denken und Handeln sein. Entscheidend ist aber, dass sie mich unterstützen und mir nichts aufzwingen – weil man etwas halt so macht.
Ist Weihnachten ausgefallen?
Das letzte Weihnachtsfest war sicherlich ein besonderes, bedingt durch die Corona-Pandemie. Und mehrfach war zu hören und zu lesen: „Weihnachten fällt aus“. Für Gastronomen, Künstler, Geschäfte und andere ist das Weihnachtsgeschäft, das so wichtig für das ganze Jahr ist, durchaus weggebrochen. Auch haben nur sehr wenige Gottesdienste an Heilig Abend und den Weihnachtsfeiertagen stattgefunden – zumindest hier in der Region mit einer sehr hohen Inzidenz.
Aber Weihnachten ist nicht ausgefallen, sondern es in bestimmten und vertrauten Formen zu feiern, waren nicht möglich: gemeinsam in den Familien und den Gottesdiensten, mit Freunden und mit fröhlichem Gesang.
Das fehlt sicherlich nicht nur mir. Und so habe ich das Gefühl, dass es noch gar nicht richtig Weihnachten war, dass da noch etwas fehlt. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass wir den Weihnachtsbaum in diesen Tagen abschmücken und die Krippen in den Kisten verstauen. Ich brauche noch Zeit für Weihnachten.
Wie wird es Weihnachten?
Was ist nötig, damit es Weihnachten wird – für mich und in mir?
Einen Anhaltspunkt habe ich im Johannesevangelium gefunden.
Da heißt es:
Die Dunkelheit vergeht, und das Licht der göttlichen Wahrheit leuchtet schon.
Licht in der Dunkelheit
Weihnachten feiern wir an den dunkelsten Tagen des Jahres. Das hat seinen Grund nicht darin, dass Jesus am 24. Dezember geboren worden wäre; wir kennen seinen Geburtstag nicht. Das hat seinen Grund vielmehr in der Bedeutung, die seine Geburt für unser Leben hat: Er ist in die Dunkelheit der Welt geboren. Und so vergeht die Dunkelheit, denn das Licht der göttlichen Wahrheit leuchtet durch ihn.
Die Hirten auf dem Feld bei Bethlehem haben das helle Licht gesehen und sind zum Kind in der Krippe gelaufen. Die Magier oder Könige haben das Licht als Stern gesehen und das Kind gefunden. Doch zwischenzeitlich haben sie nicht auf das Licht geachtet und sind schnurstracks in die falsche Richtung gelaufen: zum Palast des Königs Herodes.
Weihnachten ist eine Zeit, in der wir diesem Licht besonders nahe kommen, denn es leuchtet uns durch die Weihnachtsbäume und Weihnachtskrippen. So zeigt das Licht auch uns den Weg zur göttlichen Wahrheit, zum Kind in der Krippe.
Das Licht scheint uns
Weihnachten ist nicht vorbei. Vielleicht dauert die Weihnachtszeit bei dem einen oder der anderen in diesem Jahr etwas länger, weil das Licht nicht so hell strahlt, weil uns die Weihnachtsgottesdienste, die frohe Botschaft, die Gesänge und die Gemeinschaft fehlen.
Wir sollten uns die Zeit nehmen, die wir brauchen, bis wir das Licht der göttlichen Wahrheit entdecken. Und dann können wir uns auf den Weg machen, den dieses Licht uns zeigt.