In diesen Wochen finden – eigentlich – Feste in den Dörfern statt, beispielsweise Schützenfeste. Doch: Stell Dir vor, es ist Dorffest und niemand geht hin! In einer solchen Situation ist ein Hausherr, von dem Jesus erzählt: Er will ein großes und besonderes Festmahl halten. Alles, was Rang und Namen hat, hat er frühzeitig eingeladen. Nun ist der große Moment gekommen: Alles ist vorbereitet und der Bote zieht aus, um die Geladenen abzuholen.
Aber was passiert? Unverrichteter Dinge kommt der Bote zurück. Die Eingeladenen haben abgesagt: jeder hatte einen wichtigen Grund, wie er meinte. Und doch wird deutlich: Es sind Ausflüchte – auch wenn nicht klar ist, warum niemand an diesem wunderbaren Festmahl teilnehmen will.
So gab und gibt es auch diejenigen, die einer Einladung zum Dorffest nicht folgen – aber eine Situation wie die des Hausherrn wird wohl kein Verein erleben, der ein Fest organisiert.

Keiner lädt ein!

Aber jetzt hat sich die Situation komplett geändert. Jetzt heißt es: Stell dir vor, es ist Dorffest, und keiner lädt ein!

Keiner lädt ein?
Ich stelle mir die Gäste vor, die dieses Fest erwarten.
Die – anders als in der Bibel! – den Landkauf verschoben haben und das neue Ochsengespann warten lassen. Ja, selbst die Hochzeit findet erst später statt, um an der Feier teilzunehmen.
Und dann: Es kommt kein Einladung.
Es stellen sich drängende Fragen: „Findet das Fest ohne mich statt?“ Oder findet überhaupt kein Fest statt?

In diesem Jahr stehen Feste im Kalender – und keiner lädt ein. In diesem Jahr bleibt uns nur die Hoffnung, dass es bald wieder möglich ist, gemeinsam zu feiern.

Freude am Fest

Zu Beginn der Erzählung vom großen Gastmahl in der Bibel sagt jemand zu Jesus: „Ja, freuen dürfen sich alle, die mit zu Tisch sitzen werden in Gottes neuer Welt!“ Jesus erzählt darauf von der Liebe Gottes, die aber zunächst überraschend beginnt: Das Festmahl ist vorbereitet und die geladenen Gäste kommen nicht.

Wie hätte ich an der Stelle des Hausherrn reagiert: Da lade ich Freunde und Bekannte ein – und keiner kommt: alle haben eine Ausrede? Wahrscheinlich hätte ich enttäuscht und verärgert an der großen Tafel gesessen – und vermutlich hätte mir in der Situation das Festessen nicht mehr geschmeckt.

Wir schaffen das“

Der Hausherr in der Erzählung reagiert anders. Er schickt den Boten nochmals los. Sein Auftrag: „Lauf schnell auf die Straßen und Gassen der Stadt und hol die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Gelähmten her!“
Der Bote holt sie – aber es ist immer noch Platz. Sein Herr gibt ihm den Auftrag: „Dann geh auf die Landstraßen und an die Zäune draußen vor der Stadt, wo die Landstreicher sich treffen, und dränge die Leute hereinzukommen, damit mein Haus voll wird!“
Alle sollen kommen – alle, die es nötig haben, alle, die am Rande der Gesellschaft leben. Es ist genug für alle da.

Es ist erstaunlich, wie viel Platz auf einmal an der Festtafel ist: viel mehr, als es anfangs den Anschein hatte.
„Wir schaffen das“ – wird sich der Hausherr gesagt haben. Er hat die Ärmel hochgekrempelt und das Undenkbare möglich gemacht.
Ich kann mir vorstellen, dass er glücklich und zufrieden war, als er die vielen dankbaren und fröhlichen Menschen erlebte.

Wie werden wir Feste feiern?

Die Corona-Zeit hat vieles grundlegend verändert: Was uns bisher selbstverständlich war, ist zurzeit undenkbar – wie das gemeinsame Feiern großer Fest. Und die Frage wird nicht in erster Linie sein: Wann können wir wieder solche Feste feiern? Die spannende Frage wird sein: Wie werden wir zukünftig solche Feste feiern.
Denn auch wir haben uns in dieser Zeit verändert und müssen uns neu auf manches einlassen.
Wir müssen – wieder – lernen, achtsam unseren Mitmenschen zu begegnen und uns auch um die zu kümmern, die sich nicht eingeladen fühlen oder nicht mitfeiern können – aus welchen Gründen auch immer.

Alle sind eingeladen

Jesus erzählt mit der Geschichte des großen Gastmahls von der Liebe Gottes. Gott sucht alle, Gott lädt alle ein: gerade auch die an den sprichwörtlichen Zäunen und Hecken, die am Rande der Gesellschaft leben.
Gottes Liebe gewinnt Gestalt in unserer Liebe und Fürsorge gegenüber unseren Mitmenschen, gerade gegenüber denen, die diese Fürsorge besonders brauchen.
So sind wir eingeladen zu Gottes großem Festmahl und können andere dazu einladen. Denn »freuen dürfen sich alle, die mit zu Tisch sitzen werden in Gottes neuer Welt!«

Und hoffentlich bald wird es wieder heißen: Stell dir vor, es ist Dorffest und alle gehen hin.

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