Die Corona-Pandemie breitet sich aus. Menschen infizieren sich mit dem Virus. Viele von ihnen sterben, andere werden wieder gesund – wobei auch das ein sehr schwerer Weg sein kann.
Ein Ereignis von weltumspannender Bedeutung.

Falsche Fragen und keine Antworten

Für uns als Christinnen und Christen stellt sich die Frage: Was hat Gott damit zu tun?
Und manche finden ihre Antwort. Dann ist die Rede von einer „Plage“ – wie damals in Ägypten, oder von einer Heimsuchung; vielleicht sogar von einer Strafe Gottes.
Doch stellt sich mir dann die Frage: Warum sollte Gott den Menschen ein solches Leid auferlegen? Was könnte der Grund, was der Sinn sein?
Noch weiter gefragt: Warum wählt Gott ein Virus, das die Schwächsten stark trifft und seltener die Starken? Ein Virus, bei dem in unseren Breitengraden grade Gottes treueste Anhängerinnen und Anhänger, die älteren Menschen, besonders gefährdet sind? Fragen, die zeigen, wie gefährlich solche Gedanken darüber sind, dass Gott für das Leid, das wir erfahren, verantwortlich sein soll.

Sind Gottes Wege unerforschlich?

Bleibt uns also nur, ratlos mit Paulus zu bekennen: „Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!“ (Römer 11, Vers 33)? Wobei Paulus diese Aussage als ein Lob auf Gottes Wege und Weisheit formuliert hat und keineswegs resignativ meinte.

Wo ist Gott in der Corona-Pandemie – oder hat er mittlerweile die Welt sich selbst überlassen?
Eine Antwort auf diese Fragen finde ich in der Erzählung von der Sintflut, wie sie uns im 1. Buch Mose, der Genesis, in den Kapiteln 6 bis 9 überliefert ist. Üblicherweise wird diese – verkürzt – so erzählt: Die Welt war schlecht, nur Noah und seine Familie nicht. Gott wollte deshalb die ganze Welt vernichten – nur Noah nicht. Deshalb sollte Noah eine Arche bauen, in der er, seine Familie und viele Tiere überlebten.

Ist etwas anders nach der Flut?

Aber: nachdem alle Überlebenden die Arche verlassen hatten, stellt Gott fest: „das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf“ (1. Mose 8,21; Übersetzung: Luther 2017). Auch hier stellt sich die Frage, warum Gott die Welt vernichtet bis auf wenige und dann sogleich feststellt: die sind auch nicht besser?

Doch solche Fragen gehen an der Aussageabsicht der Erzählung von der Sintflut ebenso vorbei wie die Deutung als Strafe Gottes – vielleicht noch mit Blick auf Corona als neue Strafe, Heimsuchung oder Plage.

Zu Beginn der Sintfluterzählung heißt es:

„Die Erde verdarb vor dem Angesicht Gottes, Gewalt erfüllte die Erde. Gott sah die Erde: siehe, sie war verdorben; denn alles Fleisch hatte seinen Lebensweg auf Erden verdorben. Da sprach Gott zu Noah: Das Ende allen Fleisches ist vor mich gekommen; denn die Erde ist seinetwegen erfüllt von Gewalt; siehe, ich verderbe es mit der Erde.“
(1. Mose 6, Verse 11-13; Übersetzung: Klara Butting)

Die Erde ist verdorben – das Ende ist durch die Gewalt der Menschen gekommen. Diese Erzählung von der Flut ist eine Erzählung von einer Erde, die durch Menschenhand, durch das Verhalten des Menschen zugrunde gegangen ist. Diese Entwicklung wird dann auch als Gottes Handeln gedeutet – denn helfen und retten kann er nur, wenn er auch in der Katastrophe seine Handlungsfähigkeit bewiesen hat.

Gott steht für das Leben

Aber Gott steht nicht für die Vernichtung. Gott steht für das Leben. Er beauftragt Noah, einen Holzkasten, die Arche zu bauen. Damit soll Noah die Möglichkeit zum Überleben schaffen. Aus diesem Lebensraum der Arche kommt schließlich alles, was auf der Erde lebt.

Die Sintflut ist lediglich eine realistische Beschreibung des menschlichen Verhaltens, das in die Katastrophe führt. Doch die Menschen haben sich diese Erzählung weitergegeben und weitererzählt, weil sie Hoffnung gibt: Gott war bei Noah, hat mit ihm einen Raum zum Überleben geschaffen.

Gott sagt uns seine Hilfe zu

Gott steht auch nach der Sintflut für das Leben. Es ist unsere Aufgabe, so wie Noah einen rettenden Raum zu schaffen inmitten von allem, was unser Leben bedroht. Und Gott steht uns bei, hilft uns bei diesem Vorhaben, sagt uns zu:

„Während aller Tage der Erde sollen Saat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht niemals ausbleiben.“
(1. Mose 8, Vers 22; Übersetzung: Bibel in gerechter Sprache)
Impuls: Sintflut, Corona – und Gott?
von Pfr. Kai Uwe Schröter, Eimelrod

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments