Kürzlich habe ich im Supermarkt an der Kühltheke nach etwas Vegetarischem für meinen Grill gesucht. Ich habe den Grillkäse gekauft, dessen Aufmachung mich mit meinen momentanen Bedürfnissen am stärksten ansprach.
Quietscht nicht
Als später der Grill die entsprechende Temperatur hatte, habe ich die Verpackung in die Hand genommen. Ich wollte nachlesen, ob ich beim Grillen auf etwas besonders achten sollte.
Ich las dann folgenden Satz: „Unser (…) Grilltaler Kräuter hat eine einmalige Konsistenz und quietscht nicht beim Kauen.“
Ich gebe zu: ich war etwas überrascht, weil ich auch nicht erwartet hatte, dass dieser Grillkäse quietschen wird, wenn ich ihn kaue. Doch ich habe mir dann vorgestellt, wie sich das wohl anhören würde, wenn er wirklich quietschen würde – und wie sich das beim Kauen anfühlen würde: sicherlich irgendwie merkwürdig.
Ich habe ihn dann gegessen: Er schmeckte ganz gut.
Und ich habe genau zugehört: Er quietschte wirklich nicht.
Erstaunen über eine Selbstverständlichkeit
Das hat man ja längst nicht bei allen Produkten, dass sie das halten, was die blumigen Worte auf der Verpackung oder in der Werbung versprechen.
Von daher war ich natürlich ganz zufrieden mit dem Produkt.
Ich habe mich aber gefragt, warum so ein Hinweis auf der Packung steht. Haben die Vorgängerprodukte gequietscht? Oder tun es die Produkte der Mitbewerber?
Warum ist das überhaupt ein hervorzuhebendes Merkmal? Ich stelle mir das als ganz interessant und auflockernd vor, wenn wir zusammensitzen und alle quietschend kauen!
Ich war erstaunt, weil ich so auf etwas hingewiesen wurde, als sei es etwas ganz Besonderes – obwohl es mir doch selbstverständlich erschien. Und ich war erfreut, dass es dann auch wirklich so war, wie angekündigt.
Erstaunen über unseren Glauben?
Wie ist das, wenn ich von unserem christlichen Glauben rede, wenn ich beispielsweise sage: Gott liebt mich voraussetzungslos und so wie ich bin?
- Würde das zum Erstaunen führen?
- Würde jemand sagen: Warum erzählt dir das – das ist doch selbstverständlich?
- Und würde jemand sagen: Ich habe es überprüft – es stimmt wirklich?
Ich habe den Eindruck: Die Zusage der Liebe Gottes versetzt uns nicht in Erstaunen. Woran könnte das liegen?
- Wir hören diese Worte. Vielleicht haben wir sie aber schon allzu oft gehört, klingen sie in unseren Ohren wie hohle Phrasen, die nichts mit meinem Leben zu tun haben.
- Vielleicht haben wir aber auch Erfahrungen gemacht, die uns an diesen Worten zweifeln lassen: Wenn Gott uns doch liebt, warum gibt es dann das viele Leid, das wir selbst erleben oder von dem wir durch die Medien hören, lesen und sehen?
Der Grilltaler hat mich angesprochen. Ich habe ihn gekauft, ich habe mich mit ihm beschäftigt und ihn zubereitet. Ich habe ihn gegessen und darauf geachtet, ob die Versprechungen auf der Verpackung stimmen.
Erstaunen über Gottes Liebe
Wie ist das mit der Zusage der Liebe Gottes. Spricht sie mich irgendwie an? Will ich mich mit ihr beschäftigen? Will ich darauf achten, ob sie etwas mit meinem Leben zu tun hat?
Will ich sie ausprobieren, schmecken und sehen?
Manchmal ändern wir den Blickwinkel ein kleines bisschen und kommen ins Staunen. Damit wird etwas, was ich normalerweise nicht wahrnehmen, was mir selbstverständlich erscheint, zu etwas Besonderem.
Wie wäre es, den Blickwinkel so zu verändern, dass wir wieder über die Welt und uns staunen – und damit über Gottes Liebe zu uns?