Kürzlich war ich auf einem Felsen bei unserem Ort, auf dem ich früher gerne mit anderen Kindern gewesen bin: Er war gut geeignet für alle Spiele, bei denen man sich verstecken musste. Es gab Bereiche und Felsvorsprünge, da war es recht gefährlich: ein falscher Schritt und ein ziemlich tiefer Sturz hätte die Folge sein können.
Jetzt, viele Jahre später, war ich doch recht vorsichtig und habe mir den Fels mit gehörigem Respekt angesehen. Etwas unsicher bin ich durch ein Waldstück „abgestiegen“, wo ich früher deutlich zügiger unterwegs gewesen bin.

Wenn meine Mutter das wüsste …

Ich kann mich noch daran erinnern, wie meine Schwester und ich später unserer Mutter erzählt haben, wo wird da herumgeklettert sind – mit dem Hintergedanken: Wenn du das alles gewusst hättest.
Aber unsere Mutter antwortete gelassen: Da sind wir als Kinder auch herumgeklettert – das hätte meine Mutter auch nicht wissen dürfen.

Sich Gefahren aussetzen

Unser Spielen auf dem Felsen war nicht ungefährlich. Wir waren zwar insgesamt vorsichtig, haben die Gefahren aber sicherlich anders eingeschätzt als die Eltern damals – oder ich heute. Und doch war es auch ein schönes Gefühl, jetzt etwas unsicher auf dem Felsen zu stehen, wo wir damals …
Sich etwas trauen, sich etwas zutrauen – das ist für unsere Entwicklung wichtig. Manchmal sollten wir die Bedenkenträger in uns und um uns herum einfach ignorieren und das machen, wozu uns gerade der Sinn steht.

In der Bibel ist uns eine dazu passende Erzählung überliefert: Jesus wollte eine Weile allein sein und schickte seine Jünger mit dem Boot auf den See.

Als es Abend wurde ging er über das Wasser zu ihrem Boot. Die Jünger bekamen Panik, aber Jesus sprach sie ruhig an.
Da hatte Petrus eine besondere Idee. Er sagte:

„Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme!“
Jesus sagte: „Komm!“
Da stieg Petrus aus dem Boot und kam über das Wasser zu Jesus
Matthäusevangelium 14, Verse 28-29; Einheitsübersetzung

Es klappt. Er kann über das Wasser laufen! Doch dann kommen wieder die (inneren) Bedenkenträger: „Du läufst übers Wasser! Das kannst Du doch gar nicht – und dann diese hohen Wellen!“ Petrus verliert sein Vertrauen und droht unterzugehen. Aber Jesus rettet ihn.

Nicht jedes Wagnis geht so gut aus, nicht jeder, der etwas wagt, gewinnt – außer vielleicht an Erfahrung.

Nur Mut!

Was kann ich wagen? Wo sollte ich „vernünftig“ sein? Die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten wie auch von Situationen verschiebt sich im Laufe der Jahre in Richtung der sogenannten „Vernunft“. Und insgesamt ist das auch gut so.

Aber wir sollten unsere Trägheit nicht durch mögliche Bedenken zu begründen versuchen.
„Wer aufbricht, der kann hoffen“ – heißt es in einem Gesangbuchlied.

Von daher: Nur Mut! – und das Vertrauen, dass Gott uns auf den Weg schickt und uns auch beisteht, so wie Jesus bei Petrus war.


Impuls: Nur Mut!
von Pfr. Kai Uwe Schröter

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