Hoffnung
„Hoffnung“ – dieses Wort löst bei mir in diesen Tagen eher Fragen als Zuversicht aus: Welche Hoffnung haben die Menschen in den Überschwemmungsgebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz? Welche Hoffnung haben die Menschen in den Ländern, in denen derzeit Waldbrände außer Kontrolle geraten sind? Welche Hoffnung haben wir noch, wenn wir lesen und hören, dass die notwendigen Ziele in der Umweltpolitik deutlich verfehlt werden, dass es aber andererseits noch schlechter um den Zustand unseres Planeten bestellt ist als wir angenommen (gehofft?) haben?
Leben mit falscher Hoffnung
Auf der anderen Seite: Wie ginge es uns, wenn wir angesichts der Situation und der zu erwartenden Entwicklungen ohne Hoffnung wären? Könnten wir dann nicht nur resignieren und verzweifeln?
Aber worauf sollen wir unsere Hoffnung gründen? Darauf, dass wir Menschen schon eine Lösung finden, so wie wir immer eine Lösung gefunden haben – wie es heißt? Doch wie oft wurde der Teufel mit Beelzebub ausgetrieben, brachte eine Lösung größere Schwierigkeiten als das Problem, das sie lösen sollte? Oder sollen wir auf Gott hoffen, der alles schon irgendwie richten wird?
Der Grund der Hoffnung
Einfache Antworten kann es nicht geben.
Aber es gibt Hoffnung!
Beim Propheten Jeremia ist uns folgende Aussage überliefert:
„Denn ich weiß, was ich mit euch vorhabe. – Ausspruch des Herrn – Ich habe Pläne des Friedens und nicht des Unheils. Ich will euch Zukunft und Hoffnung schenken“
Jeremia schrieb dies vor ungefähr 2.600 Jahren aus Jerusalem an die Israeliten in Babylon. Ihr Land wurde erobert, sie wurden verbannt. Ihnen schreibt Jeremia, dass sie sich in den Verhältnissen einrichten sollen.
Ja, sie sollen für die beten, die sie verschleppt haben und bei denen sie jetzt wohnen. Sie sollen in Frieden zusammen leben. Erst zwei Generationen später will Gott sich dem Volk wieder zuwenden und es zurück in ihr Land und nach Jerusalem bringen – so sagt er zu. – Und das wird auch geschehen.
Sich den Aufgaben stellen
Ich lese aus diesem Text zunächst eine Aufforderung: Flieht nicht aus den Verhältnissen, flieht nicht aus der Welt und baut Euch keine eigene „Insel der Seligen“ auf. Lebt in der Welt, engagiert Euch in der Welt. Ja, betet für diese Welt. So könnt Ihr den Frieden befördern.
Den Spruch Gottes so zu verstehen bedeutet heute, sich den Realitäten zu stellen: Die Welt gerät aus den Fugen. Sie gerät durch uns aus den Fugen. Es bedeutet aber auch, sich nicht damit abzufinden. Wir kennen Gottes Willen für uns Menschen: Er will Frieden – umfassenden Frieden für die ganze Welt. Und er will uns Zukunft und Hoffnung schenken.
Er wird sie uns aber nicht schenken, wenn wir unsere Hände in den Schoß legen und darauf warten, dass er etwas tut.
Wir haben vielmehr zwei Aufgaben: unsere eine Aufgabe ist, der Welt in Worten und durch unser Leben von Gott und seinem Willen zu erzählen. Unsere andere Aufgabe ist, Gott von dieser Welt zu erzählen und ihn an seine Zusagen zu erinnern.
Perspektiven gewinnen
Es hat Katastrophen gegeben und es wird Katastrophen geben. Dabei ist uns in den letzten Jahren deutlich geworden, dass mittlerweile globale Katastrophen an die Stelle lokaler Ereignisse getreten sind. Dies wirklich wahrzunehmen und dabei Perspektiven für uns und die Welt zu gewinnen, ist eine Herausforderung. Aber wir können uns dieser Aufgabe stellen in der Hoffnung, dass Gott uns mit seinem Segen begleitet, wenn wir von ihm erzählen und nach seinen Weisungen leben. Und wir können uns ihr stellen in der Hoffnung, dass Gott unser Bitten und Flehen erhören wird – wie auch immer das aussehen wird.