„Halbzeit!“

Das bedeutet: Pause, Erfrischung, Erholung.
Es bedeutet auch: ein Teil ist geschafft, ein weiterer Teil steht noch an.
Wer sich bis hierhin schon verausgabt hat, wird mit gewissen Sorgen auf die zweite Hälfte blicken: Werde ich durchhalten? Reichen meine Kräfte? Was wird am Ende herauskommen?

Freude in rosa

Halbzeit. Die Hälfte der Passionszeit liegt hinter uns: Zeit, innezuhalten, sich zu erfrischen und zu erholen.

Deshalb hat dieser Sonntag der Passionszeit, in der wir uns das Leiden und Sterben Jesu vergegenwärtigen, den etwas überraschenden Namen: Lätare – Freut Euch!
Worauf wir uns freuen können, zeigt die liturgische Farbe dieses Sonntags: In das Violett der Passionszeit mischt sich das Weiß des Osterfestes und hellt es auf zu rosa. Deshalb wird dieser Sonntag auch als kleines Osterfest in der Passionszeit bezeichnet. Leider gibt es in den meisten evangelischen Kirchen keine rosa Antependien an Altar und Kanzel, und so bleibt die Farbe lila.

Die erste Halbzeit

Halbzeit. Im Sport bedeutet das, innezuhalten und auf die erste Hälfte zurückzusehen:

  • Was ist gut gelaufen?
  • Wo habe ich die Verhältnisse unterschätzt?
  • Was sollte ich verändern, um vielleicht besser durch die zweite Hälfte zu kommen?

Halbzeit. In der Passionszeit beschäftigen wir uns viel mit uns selbst. Wer sich mit der evangelischen Fastenaktion „7 Wochen ohne“ beschäftigt, fragt in diesem Jahr nach „Spielräumen“ im eigenen Leben:

  • Spielerisch, arglos und unvoreingenommen: so waren wir wohl als Kinder. Können wir es noch sein? Wie können wir es werden?
  • Rollenbilder prägen uns. Wie ist es, aus der Rolle zu fallen und einmal – und sei es spielerisch – in eine andere zu schlüpfen?
  • Regeln und Verordnungen engen uns ein. Wie können wir versuchen, Grenzen auszuweiten, Widerstand zu leisten – oder zumindest innere Freiheit zu gewinnen?
  • Dir zuliebe mache ich vieles. Doch welchen Freiraum muss ich dem / der Anderen lassen, welche Regeln brauchen wir für das Zusammenleben?

Zur Halbzeit blicken wir zurück – aber nicht nur. Denn jetzt ist Zeit für eine Pause, für eine Erfrischung. Ich blicke nicht mehr auf mich, sondern ich blicke empor – woher kommt mir Hilfe? (wie es im 121. Psalm heißt).
Und so, wie es vor dem Sonnenaufgang schon langsam dämmert und hell wird, die Freude auf einen schönen Tag in uns weckt, so scheint das Osterfest am Sonntag Lätare auf.

Die zweite Halbzeit

Es kommen die weiteren Passionswochen, aber die Perspektive verschiebt sich etwas:

  • Geht doch! Wenn wir uns bewegen, entstehen neue Möglichkeiten, weitere Spielräume
  • Richtungswechsel. Wir können die Richtung verändern und damit neue Perspektiven gewinnen.
  • Oft sehen wir Hindernisse auf dem Weg, wie Maria und die anderen Frauen, die zum Grab Jesu wollten und auf einmal an den großen Stein dachten, der vor dem Grab lag. Doch wenn wir weitergehen, sind sie nicht mehr da: jemand hat sie für uns weggeräumt. So gewinnen wir neue Freiheit.

Lätare – Halbzeit! Wir sind auf dem Weg. Wir denken über uns und unser Leben nach, betrachten es im Lichte von Gottes Weisungen. Ostern erleuchtet unseren Horizont. Wir sehen:

„Gott selbst kommt uns entgegen, die Zukunft ist sein Land.“
(Evang. Gesangbuch Nr. 395, Vers 3)

Die zweite Hälfte werden wir gut schaffen.

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