Ein Sprung ins kühle Wasser oder unter eine kalte Dusche: an heißen Tagen ist das eine willkommene Erfrischung. Und selbst an kälteren Tagen wirkt das belebend – und stärkt die Abwehrkräfte.
In den heißen und trockenen Gegenden zu biblischen Zeiten war es üblich, Gästen die Füße zu waschen, um sie vom Staub des Weges zu reinigen und zu erfrischen.
Wasser in der religiösen Praxis: Fußwaschung und Taufe
Und so hat das Wasser auch Einzug in die religiöse Praxis gefunden – als Fußwaschung, vor allem aber als Taufe. Ursprünglich wurden Erwachsene getauft, indem sie ganz untergetaucht wurden.
So heißt es im Markusevangelium:
Und es geschah in jenen Tagen, da kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. Und sogleich, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel aufriss und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“
Die meisten von uns sind als Kinder getauft worden: Oft in der Kirche, früher auch zu Hause. Und manches Mal taufen wir nun auch wieder unter freiem Himmel, hier im Upland beispielsweise am Christenbörnchen bei Usseln oder am See bei Bömighausen. Da sind wir gefühlsmäßig etwas näher an der ursprünglichen Taufpraxis.
„In die Taufe kriechen“
Aber unabhängig davon, ob wir als Kinder oder Erwachsene getauft werden: Die Taufe ist ein einmaliges Ereignis – sie kann und darf nicht wiederholt werden!
Gleichzeitig darf sie aber kein einmaliges Ereignis bleiben. Warum? Das hat Martin Luther sehr anschaulich beschrieben: Er hatte durch sein Bibelstudium die Vorstellung gewonnen, dass es zwei widerstreitende Interessen in uns gibt: den „alten Adam“, den Menschen vor der Taufe, der auf sich selbst bezogen ist und ein zerstörerisches Verhältnis zu sich und zu seiner Mitwelt hat. Und den „neuen Adam“, der von Gottes Geist geleitet segensreich handeln kann. In der Taufe nun werde der „alte Adam ersäuft“, sagt er. Der „alte Adam“ versucht aber auch nach der Taufe, Macht über uns zu gewinnen. Deshalb sagt Luther: „Man soll jeden Tag in die Taufe hineinkriechen, damit man frisch belebt wieder daraus hervorkommt.
Taufe als Erfrischung
Unsere Taufe ist einmalig. Aber wir sollten uns täglich an sie erinnern. Denn in der Taufe hat uns Gott die Kraft geschenkt, unser Leben neu zu gestalten. Und diese Erinnerung erfrischt uns so wie eine Abkühlung an einem heißen Tag: Wir bekommen neue Kraft, unser Leben und die Welt im Sinne von Gottes lebensfördernden Weisungen zu gestalten.
von Pfr. Kai Uwe Schröter