Rogate! Betet!

Wie ist das mit dem Beten, wie, wenn wir Gott um etwas bitten?

Zwei Gedanken zu Beginn:
Bruce bekommt von Gott persönlich einen Job: Er soll ihn, Gott, eine zeitlang vertreten. Menschen wenden sich an Gott (also an ihn) mit ihren Bitten, unter anderem der Bitte, in einer Lotterie zu gewinnen. Bei der Ziehung gewinnen dann alle – aber nur sehr wenig, weil es so viele Gewinner gibt (aus dem Film „Bruce Allmächtig).
„Wenn die Menschen auch noch das Wetter bestimmen könnten, gäbe es Mord und Totschlag“ – mit dieser Wendung enden viele Gespräche über das Wetter, das so ist, wie es ist, aber zum Glück nicht direkt von uns beeinflusst werden kann.

Hört Gott mein Gebet?

Wie ist das nun, wenn ich zu Gott bete, wenn ich ihn bitte, dass er mir mit dem Lotteriegewinn aus meiner Not helfen möge oder dass er Regen schicke, damit die Natur sich erholen kann? Hört Gott mich? Hört Gott auf mich? Hört er auf die anderen? Oder hört er vielleicht auf niemanden? Ist er ein Gott, der aus der Höhe herabschaut und nichts macht, sich vielleicht sogar amüsiert über das, was wir treiben, über unsere Hirngespinste, mit denen wir uns immer weiter von dem Ziel entfernen (wie es im Lied von aufgehenden Mond heißt) – also in diesem Fall vom Beten?

Was bedeutet „beten“?

Kann es sein, dass Beten nicht bedeutet, dass ich Gott um etwas bitte, sondern dass ich auf ihn höre, ihn in mich aufnehme?
Auf eine erste Spur führt uns das Buch der Psalmen. Gleich am Anfang – quasi wie eine Gebrauchsanleitung – finden sich dort die programmatischen Worte:

„Glücklich sind die Frau, der Mann, die (…) Lust haben an der Weisung Gottes, diese Weisung murmeln Tag und Nacht.“
(Psalm 1, Vers 1+2, Übersetzung: Bibel in gerechter Sprache)

Lust haben an Weisungen: darauf kommt es an. Und wie bekomme ich diese Lust? Indem ich sie murmele und murmele und weiter murmele: tagein, tagaus. Mit diesem Murmeln den Tag beginnen und ihn auch beenden.

Das ist etwas völlig anderes, als jedes Wort bewusst zu sprechen in der Sorge, dass ich Gott mit einem falsch gesprochenen Wort verärgern könne. Ganz im Gegenteil: Durch das beständige Murmeln geht mir die Weisung in Fleisch und Blut über, wird zu einem Teil von mir, gibt mir Kraft, Richtung und Ziel.

Auf die zweite Spur führt uns der Prophet Ezechiel: Der soll Gottes Willen den Menschen sagen – und zwar recht deutliche Kritik an ihrem Leben. Aber zuvor soll er sich stärken. Er berichtet:

„‘Die Ewige‘ sprach zu mir: Mensch, was du da vor dir hast, iss! Iss diese Rolle und dann geh, rede zum Haus Israel! Da öffnete ich meinen Mund, und sie gab mir diese Rolle zu essen und sagte zu mir: Mensch, gib deinem Bauch Nahrung und fülle deinen Magen mit dieser Rolle, die ich dir gebe! Da aß ich sie, und sie war in meinem Mund süß wie Honig.“
(Ezechiel 3, Verse 4-5, Übersetzung: Bibel in gerechter Sprache)

Das Buch der Weisungen in sich aufnehmen: das stärkt und das schmeckt süß.

Wenn ich Gott bitte …

Wenn ich Gott darum bitte, in einer Lotterie den Hauptgewinn zu bekommen oder um das Wetter, das ich mir für mein Vorhaben wünsche, dann wird diese Bitte eher zufällig in Erfüllung gehen – wenn überhaupt. Gott greift nicht so in unser Leben ein.

Aber wenn ich seine Weisungen in mich aufnehme, dann wird er mich verändern, dann sehe ich mich und die Welt im Lichte von Gottes Willen, dann höre ich seine Fragen an mich und meine Haltung, mein Verhalten gegenüber meinen Mitmenschen, gegenüber meiner Mitwelt verändert sich.

Wenn ich ihn dann um Hilfe bitte, dann wird er mir antworten, aber nicht unbedingt so, wie ich es mir vorstelle. Und dann kann es passieren, dass er mich vor etwas Schlimmen bewahrt oder Wege aus einem dunklen Tal zeigt. Oder auch, dass er mir die Kraft gibt, den Weg zu gehen, der vor mir liegt.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments