Wie groß ist unser Bedürfnis, uns abzugrenzen, zu sagen: „das gehört mir, dahin kann ich mich zurückziehen, da stört mich niemand.“ Wichtig sind solche Rückzugsorte, um zur Ruhe zu kommen, und um sich auf sich selbst zu besinnen. Wir brauchen Orte, die uns Geborgenheit und Sicherheit geben.
Ich bin, was ich habe
„Mein Haus, mein Auto, mein Boot“ – vor Jahren gab es einen Werbespot, in dem zwei Männer sich ihre Besitztümer wie ein erfolgreiches Blatt beim Kartenspiel vorlegten. Mein Besitz wird zu etwas, mit dem ich angeben, mit dem ich anderen imponieren will. Wohl dem, der dabei den anderen übertrumpfen kann: „Seht, was ich geleistet habe, bewundert, was ich geschafft habe.“
Wie sieht es aber aus, wenn ich nichts vorzuweisen habe, mit dem ich imponieren kann.
- Wenn ich kein Hause habe, sondern verschuldet bin, weil meine Beziehung zerbrochen ist?
- Wenn ich kein Auto habe, weil ich meinen Job verloren habe und mir nur das Nötigste leisten kann – falls überhaupt?
- Und wer kann schon eine Yacht vorweisen?
Wie sieht es dann aus mit dem Ansehen, das ich bei anderen habe? Und wie mit meinem Selbstbewusstsein?
Abhängigkeit von Erfolg und Misserfolg
Ich nehme an, Jesus hat die Frager genau beobachtet und sich dann überlegt: „Warum fragen die mich eigent
Sich selbst Erfolg und Besitz zuzuschreiben, kann einen ermutigen. Misserfolg und der Verlust von Besitz können einen entmutigen und möglicherweise in existenzielle Sorgen führen. Beides kann aber die ganze Persönlichkeit negativ verändern.
Von daher kann es gut tun, sowohl den eigenen Erfolg als auch den Misserfolg kritisch zu betrachten und nicht nur einer vermeintlichen eigenen Fähigkeit oder Unfähigkeit zuzuschreiben.
Eine andere Perspektive
Eine interessante Vision für unser Leben finden wir in der Bibel, im Ersten Testament. Da sagt Gott zu den Israeliten:
Besitz an Grund und Boden darf nicht endgültig verkauft werden, weil das Land nicht euer, sondern mein Eigentum ist. Ihr lebt bei mir wie Fremde oder Gäste, denen das Land nur zur Nutzung überlassen ist.
Das Land soll regelmäßig ein Sabbatjahr erleben. Sechs Jahre soll etwas angebaut werden. Im 7. Jahr soll alles brach liegen. Er, Gott selber, wird dafür sorgen, dass im 6. Jahr und in der Brachzeit so viel wächst, dass alle im Folgejahr genug zu essen haben.
Und im 50. Jahr, also nach 7 x 7 Jahren, soll eine generelle Wiederherstellung erfolgen: Wer etwas verpfändet hat, bekommt es zurück, wer sich aus seiner Not heraus zum Sklaven machen musste, wird wieder frei: ein grundsätzlicher Reset: alles zurück auf Anfang, alles zurück zu Gott.
Mit dieser Vision begrenzt Gott uns Menschen – in Erfolg und Misserfolg.
Im Vertrauen auf ihn können wir unser Leben gestalten. Und was wir dann vorweisen können, erhebt uns nicht über andere, sondern verweist uns an unsere Mitmenschen – und durch sie an Gott.
P.S.: Den Werbespot der Sparkasse von 1995 können Sie sich ansehen unter: https://youtu.be/DbqcRG-CT30